Gemeinhin gilt COBOL ja eher als veraltet und der älteren Generation vorbehalten. Ist das wirklich so? Wir haben uns mal umgehört und eine unserer jüngeren Mitarbeiterinnen gebeten, uns Ihre Sicht auf COBOL zu schildern.
Wenn man an die Generation Z denkt, dann fallen einem meist Begriffe wie TikTok, Start-ups, Nachhaltigkeit, flexible Arbeitsmodelle oder Programmiersprachen wie Python oder JavaScript ein. Was einem dabei vermutlich nicht sofort in den Sinn kommt, ist COBOL – eine Sprache, die in den 1950ern entwickelt wurde, und die für viele eher ein digitales Fossil als ein Werkzeug der Zukunft ist.
Und doch sitze ich hier, Jahrgang 2002, und schreibe Programme in COBOL. Eine Sprache, die älter ist als meine Eltern und die ich lange Zeit nur aus Reddit-Memes und ironischen Tweets kannte. Für mich war COBOL ein Sinnbild für „Legacy“ im negativen Sinne – alt, verstaubt, schwerfällig. Doch meine Sichtweise hat sich grundlegend geändert.
Warum? Weil ich erkannt habe: COBOL ist keineswegs tot. Im Gegenteil – in Banken, Versicherungen, Behörden und vielen großen Organisationen läuft die geschäftskritische Logik nach wie vor auf COBOL-Systemen. Diese Systeme sind zuverlässig, performant und vor allem: sie funktionieren. Sie haben ganze Jahrzehnte überdauert, weil sie ihren Job gut machen. Gerade als junge Frau aus der Generation Z habe ich gelernt, wie viel Potenzial genau in diesem Spagat liegt. Wir verstehen moderne Technologien – Cloud, APIs, DevOps – und können sie nutzen, um scheinbar veraltete Systeme wie die in COBOL geschriebenen Anwendungen zukunftsfähig zu machen.
Dabei habe ich einiges gelernt:
- Legacy heißt nicht überholt – sondern bewährt.
- Modernisierung ist mehr als nur Code-Austausch. Es geht um Prozesse, Unternehmenskultur und die Fähigkeit, Alt und Neu miteinander zu verbinden.
- COBOL ist lesbar. Klar. Logisch. Man muss sich nur darauf einlassen.
- Wissenstransfer ist der Schlüssel. Die Erfahrung der Mainframe-Expert:innen ist genauso wichtig wie der frische Blick von uns Jüngeren.
- Ohne Respekt für das Bestehende gibt es keine nachhaltige Veränderung. Und ohne Mut zur Veränderung keine Zukunft.
Als junge Frau in einem Umfeld voller Babyboomer-Mainframe-Profis war ich anfangs unsicher. Aber ich habe schnell gemerkt: Gerade meine Perspektive ist wertvoll. Wir sind die Generation, die mit dem schnellsten technologischen Wandel aller Zeiten aufgewachsen ist. Für uns gehören Smartphone-Apps und Cloud-Infrastrukturen genauso zum Alltag wie das Frustgefühl bei der Steuererklärung oder dem Warten auf Behörden-IT.
Diese doppelte Perspektive – die alte und die neue Welt – macht uns zu idealen Brückenbauer:innen. COBOL ist für mich nicht das Ende der IT, sondern ein Teil des Anfangs einer neuen Form von Zusammenarbeit zwischen Generationen. Wir sprechen die Sprache der Zukunft – und lernen die von gestern, um beide zu verbinden.
Ich glaube fest daran: Wir brauchen beides – bewährte Systeme und den Mut zur Innovation. Und genau wir – die Jungen – können dabei helfen, diese Welten zu verbinden. Nicht trotz COBOL. Sondern gerade mit COBOL.